In manchen Gemeinden ist es Tradition, dass am Sonntag vor Rosenmontag „Karnevalssonntag“ gefeiert und die Ansprache im Stil einer Büttenrede gereimt vorgetragen wird. So war es auch am vergangenen Sonntag in Trögen und Wolbrechtshausen:
Jesus unterwegs – wieder einmal.
Immer rennt er durch die Gegend,
kaum ein Ort, wo er noch nie gewesen,
mit dabei: Das Bodenpersonal.
Seine Freunde begleiten ihn beständig,
helfen, machen, trösten, tun,
mal behäbig, mal behände,
doch jetzt ist Zeit, um auszuruhen.
So dachte es sich jedenfalls der HERR
und kehrt ein in einem Haus,
auf dem Weg liegt’s ungefähr.
Hausherrin Marta guckt schon zur Tür heraus.
Denn gebacken hat sie ohne Ende,
Teig geknetet und gewendet,
Tisch gedeckt, schön dekoriert
und natürlich auch den Wein probiert.
Stundenlang ist sie umhergerannt,
10 Dinge gleichzeitig in der Hand,
100 Gedanken im Kopf,
und auf dem Herd ein großer Topf.
Denn gut soll Jesus es haben!
Das ist ihre Absicht und ihr Ziel,
Magen, Herz und Seele einmal laben,
auf dem Tisch steht deshalb viel.
Und viel war und ist zu tun,
Marta hat keine Zeit, um auszuruhen.
Nun sind die Gäste da:
Jesus, Jünger und Bekannte – ja!
Marta tischt auf, reicht Gang um Gang,
Brot und Wein, Trauben, Käse und Gesang,
Fleisch und Wurst, Wasser und Saft,
der erste Teil des Abends ist geschafft.
Marta ist es auch: Geschafft und hundemüde,
doch die Gäste sind noch da,
plaudern und lachen, die Gedanken gar nicht trübe,
der Abwasch wartet auch noch – tja.
Beim nächsten Gang in die gute Stube
erblickt Marta plötzlich ihre Schwester:
Maria sitzt mitten im Betriebe
bei Jesus und lauscht dem Stimmenorchester.
Wahrhaftig sie sitzt da einfach auf dem Boden,
den Kopf zu Jesus emporgehoben,
ihn lobend,
mit ihm lachend und feiernd,
Marta könnte reiern!
Sie allein rennt hier die ganze Zeit durch die Gegend,
hetzt sich ab, schafft alles hin und her,
Maria dagegen,
ruht sich aus, macht es sich nett.
Martas Wut ist komplett.
Sie stürmt in den Raum, Jesus entgegen,
er kommt ihr gerade sehr gelegen.
Ihre Wut hat nun ein Ziel,
denn das ist hier mehr als nur ein böses Spiel:
Das da ist meine Schwester!
Und jetzt muss ich doch mal lästern:
Ich tue alles, sie sitzt faul hier rum,
das begrenzt mein Verständnis doch auf ein Minimum.
Sag ihr, jetzt ist sie mal dran,
ich hab längst genug getan.
Schick die Faule an die Arbeit,
mir reicht’s – das ist die Wahrheit.
Die Wut in Marta ist unbeschreiblich,
sie, die sonst gar nicht weichlich,
könnte heulen, so unfair ist das.
Jesus, sag was, irgendwas!
Da räuspert sich der Herr:
Schaut zu Marta,
sagt: Komm, her!
Ich warte.
Den ganzen Abend schon warte ich auf dich.
Du bist mir wichtig,
Jetzt bist du da und ich bin glücklich.
Ich bin hergekommen,
gewiss, um zu essen und zu trinken,
aber vor allem, um dich und euch zu sehen.
Du hast dich für mich übernommen
Und jetzt seh ich deine Augen blinken.
Für all deine Mühen danke ich dir!
Hier, für deine Nase ein Papier.
Nun hör auf umherzulaufen,
und in der Küche abzutauchen.
Ich brauche dich hier zu meinen Füßen,
auch du sollst genießen,
darfst dir Zeit nehmen einfach bei mir zu sein,
schau nicht mehr so finster drein.
Denn das ist mein Geschenk an dich:
Ich habe Zeit – ewiglich.
Ich höre dir zu, bin für dich da,
immer, jeden Tag, das ist wahr.
Nimm dir Zeit, komm mal zur Ruhe,
atme durch, schlüpf aus den Schuhen,
höre auf das, was dein Herz dir sagt,
und ich höre auf das, womit du dich plagst.
Ich habe Zeit und ich will sie dir schenken:
Einen Raum, um alles loszulassen:
Wut und Trauer, Dank und Denken,
Überforderung, Zweifel – ich kann sie fassen.
Ich weiß, was dich quält
und worüber du dich freust,
Dein Herz hat es mir längst erzählt
und auch das, was du bereust.
Ich habe Zeit:
Für deine Sorgen und Gedanken,
Zeit zum Zuhören – ohne Schranken
Mein Herz ist weit.
Für dich – denn du bist mir unendlich wichtig,
ich kenne dich längst nicht nur flüchtig.
Ich bin für dich auf die Erde gekommen
und werde für dich einst wiederkommen.
Daran darfst du glauben,
darauf darfst du hoffen,
niemand soll die Zuversicht dir rauben,
meine Arme, Ohren und mein Herz sind immer für dich offen.
Marta hört zu, ist ganz still,
sie weiß, dass sie in diesem Moment
nichts anderes mehr will,
Jesus ist mehr als nur kompetent.
Er ist der Herr, der Retter der Welt,
allem Schweren hat er sich längst entgegengestellt.
Marta wird warm, im Herzen und auf den Wangen,
darauf will sie vertrauen und gleich damit anfangen.
So will ich‘s auch machen:
Darauf vertrauen, dass Er, der Retter der Welt,
Zeit hat für mich, meine Trauer und mein Lachen
und mich in seinen Händen hält.
Ich will mir Zeit nehmen
Jeden Tag ein kleines Stück:
Einen Moment für die wichtigen Themen
10 Minuten oder eine Stunde vorm Frühstück.
Denn da wartet er, der Herr der Welt
in der Ruhe, in der Stille,
das haben viele längst festgestellt:
da ist Gottes Gnadenfülle!